Yoga Nidra ist eine Meditations-Technik
Yoga Nidra, der „Schlaf der Yogis“ ist eine Art Meditation, die am häufigsten in Savasana (Totenstellung), in der Rückenlage praktiziert wird. Seine Ursprünge reichen über 1000 Jahre im Tantrismus zurück. In der jetzigen Form gibt es Yoga Nidra erst seit den 50-er Jahren. Swami Satyananda Sarasvati, der Gründer der „Bihar School of Yoga“ kombinierte zum ersten Mal die Praktiken aus der tantrischen Tradition mit neuen, westlichen Techniken, wie Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training und entwickelte daraus Yoga Nidra. Seine Arbeit wurde von seinen Schülern fortgesetzt, zum Teil auch verändert, oder weiterentwickelt. So gibt es heute nicht das eine, „richtige“ Yoga Nidra, sondern es existieren verschiedene Varianten mit verschiedenen Ansätzen.
In vielen Yogatraditionen ist der „yogische Schlaf“ eine rein spirituelle Praxis. Yoga Nidra kann aber auch als Entspannungsübung angewendet werden. Es wird zum Teil therapeutisch eingesetzt, z.b. bei Schlafstörungen, Angstzuständen, chronischen Schmerzen oder in der Traumatherapie. Yoga Nidra stellt die Verbindung zu unseren tieferliegenden Bewusstseinsebenen wieder her und kann bei vielen Problemen moderner Menschen helfen.
Yoga Nidra ist ein Bewusstseinszustand
Im Yoga Nidra tauchen wir in Bewusstseinszustände ein, die für den Schlaf typisch sind. Doch bleiben dabei wach und können diese tieferliegenden Schichten unseres Bewusstseins erfahren. Mit regelmäßigem Üben können wir neben den physischen auch unsere mentalen und emotionalen Spannungen lösen.
Yoga und auch die moderne Wissenschaft unterscheiden 3 Bewusstseinsebenen und alle diese Ebenen lassen sich mit einem Muster der elektrischen Hirnaktivität in Verbindung bringen. Diese Aktivität lässt sich durch EEG (Elektroenzelografie) messen und wird in Hertz angegeben.
1. Wachzustand
Der Wachzustand ist der, den wir alle kennen. Wir sind aktiv und bewusst dessen, was in der Welt um uns passiert. Unsere Sinne sind nach außen gerichtet und wir reagieren auf die Umwelt. In dieser Bewusstseinsebene lassen sich im Gehirn Beta und Alpha Wellen messen. Beta Wellen (12–30 Hz) sind bei unserem Alltagsbewusstsein, beim Denken und Handeln typisch, Alpha Wellen (8–12 Hz) bei entspannteren Aktivitäten wie Tagträumen oder bei einer Tiefenentspannung. Dies ist auch der Zustand beim Übergang zum Schlaf.
2. Der Traumzustand
Im Traumzustand ziehen sich unsere Sinne von den Geschehnissen der Welt zurück. Es ist die Einschlafphase. Wir sind nicht mehr dessen bewusst, was um uns herum passiert. Manchmal können wir uns an einiges aus unserem Schlaf erinnern, aber großteils haben wir keine Verbindung zu diesen feineren Schichten unseres Selbst. In dieser Phase werden unsere Erfahrungen verarbeitet und integriert. Die vorherrschenden Gehirnwellen sind Alpha und Theta (4–7 Hz).
3. Der Zustand des traumlosen Schlafs
Im traumlosen Schlaf sind wir von der Umwelt getrennt. Die Sinnesorgane funktionieren zwar, aber wir reagieren auf äußere Reize nicht mehr. In dieser Phase findet man neben Theta auch Delta-Wellen (0–4 Hz). In diesem Zustand wird Heilung und Regeneration gefördert, deshalb ist Tiefschlaf so wichtig.
Der vierte Zustand, Turiya
Den vierten Zustand erreichen wir durch bewusstes Erleben aller drei Bewusstseinszustände, es ist der Zustand tiefer Meditation. Unser Bewusstsein taucht in unbekannte Tiefen unseres Selbst ein und bleibt dabei wach und aufmerksam.
Die positive Auswirkungen von Yoga Nidra
Das regelmäßige Praktizieren von Yoga Nidra hat viele positive Effekte auf Körper und Geist:
- Löst physischen Spannungen
- Steigert die Konzentrationsfähigkeit
- Mehr Energie und Motivation im Alltag
- Verbessert die Schlafqualität
- Fördert die Kreativität
- Mehr Gelassenheit und besserer Umgang mit Stresssituationen
- Mehr Klarheit und Bewusstheit
Für Yoga Nidra braucht man keinerlei Erfahrung im Yoga, allerdings dauern die meisten Übungen über eine halbe Stunde und manche sogar mehr als eine Stunde. Das erfordert doch ein wenig Vorbereitung, vor allem weil wir am Anfang in der Totenstellung leicht einschlafen. Zum Glück bereiten die Yoga Asanas hervorragend Körper und Geist auf das lange Liegen vor. Kürzere Entspannungsübungen trainieren die Konzentrationsfähigkeit und mit der Zeit können wir die Dauer von Yoga Nidra langsam steigern.
„Yoga Nidra ist ein Zustand zwischen Schlaf und Samadhi. Es ist ein halber Schlaf- und ein halber Wachzustand. Es ist kein Wachzustand und es ist auch kein wirklicher Schlafzustand. Yoga Nidra ist ein Zustand des bewussten Schlafs, in dem man aufnehmen kann, was vor sich geht. “
Swami Rama
Ist einschlafen auch okey?
Am Anfang kann es natürlich passieren, dass du während Yoga Nidra einschläfst. Vielleicht bist du einfach müde und brauchst eine Runde Schlaf. Oder der Körper assoziiert das Hinlegen mit Schlafengehen. Ideal wäre natürlich, wenn du während der ganzen Praxis wach bleiben könntest. Hier ein paar Tipps, damit es klappt:
- möglichst nicht im Bett praktizieren.
- am Anfang kürzere Yoga Nidra Übungen wählen
- lieber in der Früh, oder tagsüber Zeit dafür nehmen
Es lohnt sich Yoga Nidra zu praktizieren. Ob wir eine sanfte und bequeme Art der persönlichen Weiterentwicklung suchen, oder aber einfach „nur“ entspannen wollen. Probier`s aus!