Was ist der Unterschied zwischen Meditation und Tiefenentspannung?
Published on:16. Mai 2022

Ich habe vor kurzem im Internet einen Artikel gelesen, in dem es darum geht, ob man im Liegen meditieren kann. Meiner Meinung nach kann man das nicht. Meditation und Tiefenentspannung werden oft verwechselt und das sorgt für Verwirrung. In diesem Artikel möchte ich dir die Unterschiede erklären.

Was ist Meditation?

Meditation ist, wenn der Geist zur Ruhe kommt. Die Gedanken und Gefühle beruhigen sich. Der Atem verlangsamt sich. Die Sinnesorgane funktionieren zwar, aber es gibt keine Reaktion mehr auf Umweltreize. Der Körper ist aufrecht und entspannt. Hier müssen wir gleich zwischen Meditation und der Meditationstechnik unterscheiden! Die Meditationstechnik ist das, was wir MACHEN. Die Art und Weise, wie wir in die Meditation kommen. Es gibt viele verschiedene Techniken, wie zum Beispiel Mantras zu rezitieren oder einfach den Atem zu beobachten.

Meditation dagegen ist ein veränderter Bewusstseins-Zustand, wo wir nach langer Übung der Meditationstechnik irgendwann hinkommen. Das kann man nicht machen. Wir könnten eher sagen, wir „fallen“ in die Meditation hinein.

Die Meditation ist das Ziel unserer Reise und die Meditationsübung das Fahrzeug, das uns hin befördert.

Es wird momentan einiges als Meditation bezeichnet, was keine ist. Nur weil jemand mit geschlossenen Augen in einem Schneidersitz verweilt, heißt das noch lange nicht, dass er meditiert.

Meditation bedarf eine Menge Vorbereitung und viel Übung. Der Geist kann nämlich erst zur Ruhe kommen, wenn der Körper entspannt ist. Körper und Geist sind eine Einheit und stehen in Wechselwirkung miteinander.

Wir müssen für die Meditation eine Körperhaltung finden, wo wir aufrecht und gleichzeitig entspannt verweilen können. Wenn wir uns das erste Mal mit gekreuzten Beinen hinsetzen, wird schnell klar, warum die Yogis jahrtausendelang an Körperhaltungen gefeilt haben, die das stundenlange Sitzen vorbereiten. Im ruhigen Sitzen merken wir, wie viel Spannung in unserem Körper vorhanden ist. Diese Spannung verhindert jegliche Konzentration, weil die körperlichen Empfindungen uns ablenken. Solange wir diesen Spannungen nicht gelöst haben, kann sich der Geist auch nicht entspannen. Neben Körperübungen ist es die Tiefenentspannung, die uns hier weiterhelfen kann.

Was ist Tiefenentspannung?

Tiefenentspannung ist das Loslassen aller körperlichen und mentalen Spannungen. Die Tiefenentspannung ist im Vergleich zur Meditation einfacher zu erlernen, da wir in einer bequemen Position praktizieren. Wir liegen auf dem Rücken in der Totenstellung, Shavasana. Wir lassen alle körperlichen Spannungen los. Alle Muskeln, alle Nerven und die Atemkontrolle. Wir lassen auch die mentalen Spannungen wie Gedanken und Gefühle los. Es gibt hier auch viele verschiedene Techniken. Hier findest du eine Anleitung für eine einfache und effektive Tiefenentspannung.

Auch wenn du meditieren lernen möchtest, führt an der Tiefenentspannung kein Weg vorbei. Hier lernst du, wie du gleichzeitig entspannt und konzentriert bleiben kannst. Dass du nur soviel Energie aufwendest, wie die Übung erfordert.

Was ist der Unterschied?

Meditation und Tiefenentspannung unterscheiden sich grundsätzlich in ihrer Zielsetzung. Meditation zielt auf das Erreichen einer höheren Bewusstseins-Ebene ab. Die Yogis nennen es Samadhi, andere Erleuchtung. Tiefenentspannung lehrt uns körperlich und mental loszulassen.

In der Durchführung gibt es auch Unterschiede. Meditation praktizieren wir im Sitzen. Warum? Im Liegen ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir einschlafen, viel größer. Gerade am Anfang haben viele bei der Tiefenentspannung Schwierigkeiten, wach und konzentriert zu bleiben. Im Sitzen dagegen müssen wir unsere Haltung aufrecht halten, was das einschlafen oder eindösen verhindert. Richtig erfahrene Meditierende können sicherlich auch im Liegen meditieren. Tun sie aber wahrscheinlich nicht.

Ein wesentlicher Unterschied ist auch die Tiefe des erreichbaren Bewusstseins -Zustands. Dieser kann mithilfe des EEG gemessen werden. Bei der Tiefenentspannung dominieren die Alpha -Wellen im Gehirn, bei einer tiefen Meditation treten auch Theta- und Delta-Wellen auf.

Vielleicht denkst du dir jetzt, warum dann meditieren, wenn ich mit einer Runde Schlaf auch das Gleiche erreiche? Nun, es macht einen großen Unterschied, ob du dabei wach bist und das ganze beobachten kannst, oder du nicht bewusst dessen bist was gerade passiert und dich danach auch nicht erinnern kannst.

Was ist das richtige für dich?

Es hängt davon ab, was du erreichen möchtest. Willst du einfach mehr Leichtigkeit, mehr Entspannung in deinem Leben, solltest du regelmäßig Tiefenentspannung üben. Es ist leicht zu erlernen und kann soviel bewirken!

Du kannst gleich mit dieser geführten Tiefenentspannung anfangen.

Möchtest du Selbsterkenntnisse gewinnen, die Antworten auf Fragen liefern, wer du bist und was der Sinn deines Lebens ist?Deine Bewusstsein erweitern? Grenzenlosigkeit erleben? Dann solltest du meditieren lernen.

Judit Ambrus

Wer schreibt hier?

Judit Ambrus

Yoga & Meditationslehrerin, Bloggerin mit einer Gabe zum eigenständigen Denken. Ich liebe es kreative und anspruchsvolle Yogastunden zu erstellen und schaffe es, die Unruhigsten auch noch zur Ruhe zu bringen. Mehr über mich…